Die Essener Innenstadt verändert sich ständig mit der Zeit. Hier entstehen und schließen Geschäfte, es wird abgerissen und neu gebaut. Wenn man auf ein vor zehn Jahren gemachtes Foto schaut, macht sich das besonders bemerkbar.
Doch manche unserem Auge vertraute Sachen bleiben unberührt. Unfreiwillig fragt man sich, ob die auch vor 20-30 Jahren schon hier gewesen sind…
Das Textilgeschäft US-Verkauf besteht in der Kreuzeskirchstraße seit mehr als 60 Jahren. Der erste Besitzer hat es in der Nachkriegszeit eröffnet, als die amerikanischen Truppen hier noch stationiert waren.
Auch heute noch bilden das Sortiment des Ladens überwiegend amerikanische Marken. Der Mann, der das Geschäft führt, macht das seit 33 Jahren und hat nicht vor aufzuhören.
Ralf Noreikat ist gebürtiger Essener. Seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann macht er beim Unternehmen Loosen. Hier lernt er mit 16 seine zukünftige Frau kennen und hier bleibt er auch zuerst als Einkäufer.
Als Ralf zum Modehaus Feller in Duisburg wechselt, in dem er mit 22 zum Geschäftsführer wird, ist er bereits Familienvater. Seine Frau steht ihm in puncto Unternehmungslust keinesfalls nach – ihr gehören zwei Textilläden in Katenberg und Karnap. Der Laufstall mit ihrem süßen Töchterchen steht im Nebenraum, während sie die Kunden bedient – Geschäft ist Geschäft.
Jahre später, Ralf arbeitet zu dem Zeitpunkt bereits im Außendienst, meldet US-Verkauf die Insolvenz an. Rasch trifft die Familie Noreikat ihre Entscheidung. Ralf verhandelt mit dem Insolvenzverwalter - seine Frau wird zur neuen Inhaberin.
Das Geschäft erblüht wieder, gewinnt jedes Jahr an Kundenstamm hinzu. Nach einiger Zeit muss sich Ralf seiner Frau anschließen, sonst ist das Arbeitsvolumen nicht mehr zu stemmen.
Mittlerweile sind sie Großeltern geworden und möchten mehr Zeit mit dem Enkel verbringen. Aber das Unternehmen wächst weiter, so dass sich nach einiger Zeit bereits sieben Textilläden in Besitz der Familie befinden. Bis 2010 läuft das „Rennen“ in diesem Tempo, dann entscheiden sich die Noreikats, auf die Bremse zu treten und konzentrieren sich auf ein Geschäft im Kreuzeskirchviertel.
Militärzeug, über 8000 Jeans, Bedarf für Sicherheitsdienste - fast jeder findet hier etwas für sich. „Bei uns stehen ein Punk und ein Professor zusammen an der Kasse“, lacht Ralf. „Außerdem sind wir einer der letzte richtigen Jeansshops.“
Den Standort in der Kreuzeskirchstraße hält der 65-jährige Ralf Noreikat für optimal, und wer weiß, vielleicht wird er an dieser Theke noch seinen 90. Geburtstag feiern.
(Text und Bild von Agentur Kucherskyy "Special Content" - mit ganz besonderem Dank an Yevgeniy Kucherskyy für die wunderbare Zusammenarbeit.)